Dieser Abend soll als Diskussionsgrundlage dienen. Zu den Themen Selbstbestimmtheit; dem immer noch herrschenden Tabu zum Thema Sexualität, bei der gleichzeitigen Allgegenwart von „Sex“; den Fragen „Wo endet die eigene Freiheit“ und „Wo hat sie zu enden“; und wie geht es Menschen, die selbstbestimmt „psychohygienische Arbeit“ leisten, die von der Gesellschaft unreflektiert tabuisiert und mit Menschenhandel und Vergewaltigung (Stichwort „bezahlterVergewaltigung“) gleichgesetzt wird.
Ich habe mit 98 Frauen und Männern gesprochen, die in der Sexarbeit tätig sind. Für die einen ist es ein Beruf, um ihre Miete bezahlen zu können, für die anderen ist es Berufung. Meine Interviewpartner*innen kamen aus unterschiedlichen Lebenssituationen.
Mit den vielen Menschen, die prekär in der Sexarbeit arbeiten, konnte ich nicht sprechen.Wer kaum Geld hat, um zu überleben, hat kein Interesse an einem mehrstündigen Interview für ein Kunstprojekt teilzunehmen. Und wie alle prekären Arbeitssituationen, sind auch diese aufs Schärfste zu verurteilen und zu bekämpfen.
Das (Huren-)Stigma trifft alle Sexarbeiter*innen, zum Teil sogar ihre Freunde und ihre Familien. Deshalb lasse ich auch nicht die Aussage gelten: „Ja, du hast ja nur mit den privilegierten Menschen, die den Job gern machen, gesprochen.“. Kein Mensch, der gesellschaftlich ausgeschlossen und ausgegrenzt wird, kann als privilegiert bezeichnet werden. Es darf bei dieser Diskussion nie um Moral gehen. Es muss immer um die Würde des Menschen gehen.